pax christi begeht den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in Speyer
27. Jan 2007
In ihren Worten des Gedenkens betonte Vizepräsidenten Veronika Hüning: In diesem Akt erinnern wir uns an die Bedeutung des Ortes Auschwitz-Birkenau, an den Bruch der Zivilisation, an den Massenmord, verübt von Deutschen, an das unvorstellbare Grauen und Leiden, das dort geschah. Wir gedenken aller Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. ( ) Wir gedenken jedes Einzelnen, weil es ihm gebührt, als Menschen auf dass er nicht ein Opfer des zweiten Todes werde, des Vergessens. ( ) Die Erde dieses Ortes Auschwitz-Birkenau sei hier in der pax christi-Kapelle zu Speyer allzeit ein Aufschrei der Verzweiflung. Denn unheilbar ist die Verzweiflung der vielen, die hier litten und ermordet wurden. Die Erinnerung an sie ist uns aufgegeben, für immer.Ganz ähnlich betonte der Erzbischof von Krakau, Stanislaw Kardinal Dziwisz, in seinem Grußwort: Dieses Geschenk aus Auschwitz Birkenau erinnert uns an das Geschick von unzähligen Menschen. Sie rüttelt unser Gedächtnis und unser Herz auf.
Der frühere Generalsekretär Dr. Ansgar Koschel und Vizepräsident Johannes Schnettler gingen auf die Vorgeschichte des Geschenkes ein.
Johannes Schnettler schilderte die lange Suche nach einem geeigneten Ort und würdigte die pax christi-Kapelle in Speyer als Zeichen der Versöhnung und der Mahnung gegen Krieg und Gewalt, als Ort des Gebets, der Besinnung und der Begegnung: Der Ort spiegelt die Anfänge der Geschichte der pax christi-Bewegung wieder. Mit der Erde aus Auschwitz-Birkenau an diesem Ort verbinden sich erstmals auch sichtbar die beiden großen Versöhnungstraditionen, die die pax christi-Bewegung in Deutschland kennzeichnet: Die Versöhnung mit dem französischen und dem polnischem Volke.
Ansgar Koschel schilderte, wie 1984 die pax christi-Wallfahrer das Geschenk in der Maximilian-Kolbe-Kirche in Oswiecim überreicht bekamen: Diese Gegen-Gabe berührte uns sehr; ja, sie machte uns stumm. ( ) Uns traf dieses starke Symbol unvorbereitet. Scheu nahmen wir das Kästchen entgegen, betroffen von dieser Ausdrucksstärke. Aber es ist ein österlich-pfingstliches Zeichen. Man vertraute uns 20 Jahre nach der Sühnewallfahrt ein solches Kästchen an, dass wir es mitnahmen als Zeichen der Verbundenheit im Glauben an die mögliche Überwindung des Bösen, auch und gerade zwischen Polen und Deutschen, zwischen Nachbarn des Volkes der Opfer und der Täter und Mitläufer.
Den symbolischen Charakter des Geschenkes würdigte in seinem Festvortrag der Münchner Theologe und Publizist Dr. Norbert Reck (Concilium).
Seine Predigt (über Hiob 30 und Mt 27) schloss Bischof Algermissen mit einem aktuellen Aufruf:
Wenn wir nun heute, liebe Schwestern und Brüder von pax christi, Erde aus Auschwitz-Birkenau als Zeichen gegen das Vergessen in die pax christi-Kapelle in Speyer bringen, ist das für mich nicht nur eine Mahnung zur permanenten Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit, sondern ebenso eine deutliche Frage, wie nachhaltig Deutschland und Europa aus der alle Maßen übersteigenden Katastrophe gelernt haben. Immer wieder flackert der Antisemitismus auf. Auch in unserem Land wird er wieder sichtbarer. So liegt weiterhin ein langer Weg der Läuterung und der Auseinandersetzung vor uns. Gehen wir ihn miteinander! Aus der Tiefe des Schmerzes und des Leides ruft das Herz der Gläubigen: Ich aber, Herr, ich vertraue auf dich, ich sage: Du bist mein Gott. (Ps 31, 14). Amen.
Alle Rede-Manuskripte sind dieser Meldung im Wortlaut beigefügt.
Hinweis:
In diesem Jahr jährt sich am 27. Januar zum 62. Mal der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Seit 1996 ist dieser Tag bundesdeutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Im November 2005 bestimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit der Resolution 60/7 den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Nach der Annahme der Resolution bezeichnete der damalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan den Holocaust als ein beispielloses Verbrechen, das nicht einfach der Vergangenheit zugeschrieben und vergessen werden kann.
Der Gedenktag wird von zahlreichen pax christi-Gruppen vor Ort begangen; so lädt beispielsweise die pax christi-Regionalstelle Osnabrück-Hamburg ein zu Gedenkveranstaltungen der pax christi-Gruppen in Bremen, Norderstedt, Neumünster und Osnabrück.